Informationen über Frauen der verschiedenen Ethnien

Informationen über Frauen der verschiedenen Ethnien

IDENTITÄT ZU ZEITEN DER GLOBALISIERUNG
  
Der Begriff der Globalisierung ist eine unerschöpflich diskutierbare Ressource auf den unterschiedlichsten Ebenen wie Politik, Religion, Kultur, Wirtschaft sowie vielen anderen Themenbereichen.

"Wer bin ich?" - Die Suche nach der Identität ist in jedem Menschen tief verankert. Jeder Mensch ist ein Individuum und dennoch gehören wir zu einer Gesellschaft.

Sicherlich führt die Globalisierung auch zum Rückgang der kulturellen Traditionen und Wertvorstellungen - was aber nicht immer negativ bewertet werden muss. Fest verankerte Vorstellungen über das, wie etwas sein soll, ist nicht immer für eine Gesellschaft oder für mich das „Richtige“. Wir befinden uns nicht mehr in dem Mikrokosmos mit seinen statisch vorgegebenen Regeln, Denk- und Verhaltensmustern. Die heutigen Informations- und Kommunikationssysteme ermöglichen es, seinen Horizont zu erweitern und andere Blickwinkel zuzulassen.

Mit meinen Portraits von Frauen der verschiedensten Ethnien, möchte ich auf deren „Bräuche und Traditionen“ und deren Stellenwert in der Gesellschaft aufmerksam machen.  Einerseits findet durch die Globalisierung eine sukzessive Verdrängung der Kulturen statt, andererseits ermöglicht dies auch eine Auseinandersetzung  mit den von Schmerz, Leid und Verachtung geprägten Bräuchen. Traditionen sind nicht zwangsläufig Ruhe und Geborgenheit, sondern beinhalten auch veraltete, sogar lebensfeindliche Rituale.

Hier einige Beispiele:

Padaung/Thailand

Bis zu 10 Kilogramm wiegt die Halsspirale auf den Schultern, zwischen 15 und 20 Kilogramm kommen an Armen und Beinen noch hinzu. Es erschwert das Schlucken und die Hygiene und trotzdem wird die schwere Feldarbeit hauptsächlich von Frauen verrichtet. Damit sich der  Hals bei der Hitze nicht wund reibt, werden Lappen unter das Halskorsett geschoben.
Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit wird statt des Kopfes der gesamte Oberkörper gedreht, was zur Erschlaffung der Halsmuskulatur (Atrophie) führt.
Ursprünglich wurden bestimmte Vergehen mit der Abnahme des Schmucks geahndet, um die Bestraften den nachteiligen Folgen auszusetzen und zu demütigen. Dies galt als Schande und hatte den Ausschluss aus der Gemeinschaft zur Folge. Heute gibt es ca. 8 „Schaudörfer/Menschenzoo“ mit Padaung, welche für die thailändische Tourismusindustrie dienlich vermarktet werden.

Apatani / Arunachal Pradesh in Indien

Bei dem  Einsetzen der Nasenpflöcke wird die Nase mit dünnen Bambusstäbchen durchstochen und in der Folge so lange gedehnt, bis die Holzpflöcke hineinpassen.
Apatani Frauen mit Nasenschmuck sind heute über 40 Jahre alt und tragen ihren Gesichtsschmuck mit Stolz. Nicht so die jüngere Generation. So wird diese Kultur unweigerlich in den nächsten Jahrzehnten aussterben.

Surma aus Südwesten Äthiopiens

Der erste Lippenteller wird einer Surmafrau etwa ein halbes Jahr vor ihrer Hochzeit eingesetzt. Dazu wird die Unterlippe durchschnitten und die Ohrläppchen durchlöchert und geweitet. Es wird ein immer größerer Teller eingefügt, bis die Lippe angemessen gedehnt ist. Je größer der Lippenteller, desto größer die Anzahl der Rinder als Brautpreis! Ursprünglich sollte diese Tradition zur Abschreckung dienen, um den Raub der Frauen in Zeiten der Sklaverei zu verhindern. Bei Frauen sind  vorwiegend an Armen und Oberkörper Ziernarben üblich, die man heute mit Rasierklingen einritzt.

Genitalverstümmelung

140 Millionen Frauen, Mädchen und Säuglinge sind von genitaler Beschneidung oder Verstümmelung betroffen!
In mindestens 24 Ländern, darunter Kenia, Mali, Tansania, Somalia, Eritrea, Äthiopien, Sudan, Ägypten, sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Irak und Malaysia u.v.m.
Die  Beschneidung oder Verstümmelung erfolgt mit speziellen Messern, aber auch mit Scheren, Skalpellen, Glasscherben, Rasierklingen oder Deckeln von Konservendosen. Im Allgemeinen werden keine Narkose-, Beruhigungs- oder Desinfektionsmittel benutzt. Die Prozedur dauert 15 bis 20 Minuten. Die meisten Beschneidungen haben Infektionen zur Folge an denen viele Frauen sterben.
In einigen Ländern werden den Mädchen nicht nur die Klitoris entfernt, sondern darüber hinaus noch die äußeren Schamlippen zugenäht. Als Material hierzu dienen Dornen, Seide oder Katgut. Die noch vorhandene Haut der äußeren Schamlippen bildet dann Narbengewebe über der Vagina. Die zugenähten Frauen werden in der Hochzeitsnacht von dem Mann mit einem Messer oder mit Scherben aufgeschnitten.
Bei der Geburt eines Kindes muss die Infibulation (Vernähung der weiblichen Geschlechtsteile) rückgängig gemacht werden, damit das Kind überhaupt durch das feste Narbengewebe hindurch kommen kann. Nach der Geburt wird wieder vernäht und dieser Prozess wiederholt sich bei jeder weiteren Geburt.  All dies dient dem sexuellen Vergnügen des Ehemannes.
Hier findet ein gesellschaftlicher Druck aufgrund von alten Bräuchen und kulturellen Traditionen statt. Angst,  wie in vielen Kulturen, die soziale Anerkennung nicht zu bekommen und aus der Gesellschaft ausgestoßen zu werden. Unwissen, dass diese Praktiken keinen religiösen Ursprung haben.

Viele, sehr viele Gesellschaften dieser Welt, Kulturen, Religionen haben mit unterschiedlichsten Methoden die Frau zu einer minderwertigen Kategorie Mensch gemacht. So geringschätzig, dass es in China jahrtausendelang nicht einmal ein Verbrechen war, eine Frau zu töten. Konfuzius war überzeugt– und ganz China ist beeinflusst vom Denken des Konfuzius –, dass die Frau ohne Seele ist und nur aus Körper besteht. Eine Frau umzubringen ist kein Mord. Daher es gab auch keine Bestrafung, denn die Frau galt als Sache, nicht als Lebewesen.
In Indien wurde der Frau jahrhundertelang beigebracht, dass sie eine Sklavin (Dasi) ihres Ehemannes (Swami – ihr Herr und Meister) sei.

Ich möchte nicht werten oder anklagen; mir geht es vor allem um die Präsentation im kulturellen Umfeld, um den Betrachter zum Nachdenken mit den nicht hinterfragten Traditionen anzuregen.

Die Frauenbildnisse sind nicht bloße erzählerische Wiedergaben, sie sind ungeachtet aller Sachlichkeit der Darstellungsweise eine Einladung zur Auseinandersetzung …


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